Vorstellung Light of Shadow

 

Im Oktober 2019 kam unser Hackneywallach Mister Riverdance (ist drei, wird dieses Jahr vier) zu uns, den ihr von den Video-Updates kennt und der in einem unansehnlichen Zustand den Weg nach Deutschland antrat. Ausgehungert, mit schmierigem Fell, Scheuerstellen, geschwollenen Speicheldrüsen, verhärteter Muskulatur, Hufeisen im Alter von 4 Monaten, und schuppiger Haut haben wir uns ihm angenommen und das charakterlich liebste Pferd bekommen, was bis dato auf unserem Hof wohnte.

 

 

 

Vor ein paar Wochen dann sah ich in einer winzigen Facebook-Gruppe eine Verkaufsanzeige seines ein Jahr jüngeren Vollbruders (ist zwei, wird dieses Jahr drei), der in Belgien für einen horrenden Preis angeboten wurde. Ich rief die holländischen Züchter an und sie sagten mir, dass es der letzte Nachkomme sei, denn die Stute wäre verstorben. Ich hätte vielleicht irgendwann einmal über ein Fohlen aus dessen Zucht nachgedacht, aber bei dieser Nachricht, wurde es ernst.

 

 

 

Ich kontaktierte den belgischen Verkäufer und erlebte ein Deja-Vu. Er sagte mir, das Pferd sei zu lieb und zu ruhig, damit könnten sie nichts anfangen, muss weg, frisst nur teures Futter. Ich bekam schlechte Fotos zugeschickt, mehr wusste ich nicht.

 

 

 

Ich überlegte wirklich lange, denn eigentlich war überhaupt kein weiteres Pferd drin. Riverdance war schon außer der Reihe zu uns gekommen und es war Januar, der für Selbstständige schlimmste und teuerste Monat des Jahres. Falls dieses Pferd im gleichen Zustand wie sein Bruder damals zu uns käme, würde es mich wahrscheinlich auch zunächst einmal Pflege und viel Futter kosten, vielleicht auch ein paar Tierarztbesuche.

 

 

 

Auf der anderen Seite hatte ich förmlich eine Garantie auf ein tolles Pferd, das charakterlich ruhig und lieb war, toll aussah und eine ordentliche Ganggewalt mitbrachte. Eine Version hatte ich davon als Beweis ja schon im Stall. Die Holländer und Belgier können mit solchen Pferden nichts anfangen und für uns Deutsche sind sie die perfekten Freizeitpferde.

 

Der Preis war dennoch zu hoch und so wurde eine Woche lang jeden Tag per Telefonat verhandelt, bis wir auf dem Preis waren, den ich letztes Jahr auch für Riverdance zahlte. Da ich nicht mit nach Belgien fahren wollte, trafen wir uns mit der Entfernung in der Mitte bei Venlo auf einem Rastplatz zur Übergabe des Pferdes. So etwas Verrücktes habe ich noch nie gemacht und als wir das arme Tier auf dem Anhänger des Händlers sahen, schockte uns der Anblick enorm.

 

Das Fell war komplett mit Mist verklebt, der Schweif ein einziger Klumpen, Scheuerstellen überall, vor allem vor der Brust und am Hals, dünn bis auf die Knochen und die Hufe hatten ewig keinen Hufschmied gesehen. Als Shadow auf meinem Anhänger stand, wurde mir bewusst, dass ich auch dieses Pferd vor dem Untergang gerettet hatte und war unglaublich froh, diese Entscheidung getroffen zu haben.

 

 

Zuhause angekommen haben wir erst einmal die Waschanlage angeschmissen und mit warmen Wasser, Shampoo, Sebacil und Rivanol im Wechsel eingeweicht und sauber gemacht. Nach einer Stunde (!!!) sah man wieder ein Pferd, das zwar dünn aber ansonsten relativ unversehrt ist. Mit einer dicken Decke eingepackt durfte er sich erstmal wieder dem Heu widmen und am Abend sah man einen wunderschönen Hackney im trockenen glänzenden Fell.

 

Körperlich hat Shadow im Gegensatz zu Riverdance viel mehr von deren Vater geerbt und outet sich eher in die „Wamblut-Richtung“. Mit stärkeren Knochen, kompakteren Rücken und einer schrägeren Schulter ähnelt er eher einem noch eckigen Springpferd, das mit seinen zwei Jahren schon etwas größer ist, als sein älterer Bruder. Riverdance ist entgegen dessen eher das Damenpferd, zierlicher und rahmiger.

 

 

 

Charakterlich unterscheiden sich die beiden auch ein wenig. Shadow ist ein echter Blitzmerker und verschlingt jede Trainingseinheit in seinem Langzeitgedächtnis. Nach 20 Minuten haben wir uns auf dem Reitplatz eigentlich alles gesagt und beenden das Training erfolgreich, sodass ich beim nächsten Mal mühelos daran anknüpfen kann.

 

Riverdance lernt genauso schnell, hat aber einfach weniger Eigenenergie, sodass ich manche Sachen energischer lehren muss. Dafür ist er wirklich mit keiner Aktion aus der Ruhe zu bringen.

 

 

 

Beide Pferde zeichnen sich durch ihre unglaublich freundliche Art aus, die so liebenswert und liebevoll ist, dass es mir wirklich für immer ein Rätsel bleiben wird, weshalb sie ein Land weiter ausgemustert werden. Sie sind manchmal noch mit ihrer neu gewonnen Freiheit und dem dauerhaft zur Verfügung stehendem Futter überfordert, aber das zeigt mir, was ihnen alles gefehlt hat.

 

 

 

Die zwei bleiben nun erst einmal in Heimsen und genießen eine gute Ausbildung vor der Kutsche und unter dem Sattel. Sie irgendwann zweispännig zu fahren, ist in jedem Fall unser Ziel. Bis dahin brauchen wir aber zunächst eine passende Kutsche und haben noch viel zu lernen.

 

 

 

Damit Ihr alles in bewegten Bildern sehen könnt, habe ich die letzten Wochen mit der Kamera begleitet. Hier findet Ihr das Vorstellungsvideo von Shadow. Viel Spaß beim anschauen!