Der große Schubs

Ich möchte Euch hier von einer Erfahrung erzählen, die ich letztes Jahr gemacht habe und die seitdem viel in mir bewegt hat. Nach einem sehr schönen Kurstag bei uns auf dem Hof, ging ein Pferd nicht mehr auf den Anhänger. Zu hause hatte alles gut geklappt, es wurde gut geübt, aber bei uns ging dann nichts mehr. Ich bat natürlich meine Hilfe an, schließlich war ich der „verantwortliche Pferdetrainer¨ des Kurses und wollte nicht tatenlos daneben stehen.

 

Ich hatte das Pferd und die Besitzerin vorher noch nie gesehen oder trainiert und wusste auch nicht, wie das Verladen sonst gestaltet wurde. Ich unterstützte die beiden darin, vom Hänger herunter Druck zu machen, in Richtung Anhänger zu loben und Pause zu machen. Als das Pferd das Prinzip verstand und auf dem Anhänger war, wollte ich die Stange zu machen und stellte mich dazu ordnungsgemäß außen neben den Anhänger und nicht auf die Rampe. Diese Tatsache und die Erfahrung dessen sollten mein Leben retten.

 

Ich fragte vorher noch: „Ist der lieb mit der Stange, wenn ich jetzt zu mache?¨, und weil die Besitzerin keine gegenteiligen Erfahrungen mit dem Pferd gemacht hatte, sagte sie: ¨Ja, du kannst einfach zu machen¨. Danach erinnere ich mich nur noch, wie ich mit einer Wucht nach hinten geschleudert wurde, mich ein paar Mal überschlug, die Hinterbeine des Pferdes, die den Anhänger herunter rasten, noch einmal sah und mich instinktiv weiter rollte. Als ich wieder etwas hochkam, stellte ich fest, dass mindestens ein Schutzengel dafür gesorgt hatte, dass das Pferd beim Tritt meinen linken Busen oberhalb der Brustmuskulatur traf und damit weder meinen Hals, Rippen und Lunge, noch das Brustbein selbst verletzt war. Unter Schock konnte ich ins Auto steigen und wurde ins Krankenhaus gefahren, ehe im Auto die Schmerzen einsetzten und ich mich nicht mehr bewegen konnte. Das Pferd wurde währenddessen vom Tierarzt sediert und verladen.

 

In der Notaufnahme war es ein echter Akt, meine Arme für ein Röntgenbild anzuheben. Ich bin sehr hart im Nehmen, aber mit diesen Schmerzen war das Krankenhaus spätestens bei meiner Ankunft wach. Der Notarzt zog einen Chirurgen und einen Radiologen zurate, um den Bruch aufgrund der Schwellung, Schmerzen und Vorfall zu finden. Es gab keinen - meiner guten Muskulatur, Instinkt und dem lieben Gott sei Dank.

 

Mein Trainingsangebot umfasst auch das so unglaublich wichtige Verladetraining, welches ich gerne und regelmäßig anbiete. Dabei gehen wir Schritt für Schritt vor, um dem Pferd den Vorgang genau zu erklären und es nicht zu überfordern. Die eigene Sicherheit und das ruhige und sichere Verladen, dass sie Besitzer dann bis zum nächsten Training üben, stehen dabei im Vordergrund.

 

Ich habe mir nach diesem Vorfall im Sommer letzten Jahres sehr viele Gedanken gemacht und eine Menge daraus gelernt, sodass ich nur noch Pferde verlade, die mit ihren Besitzern bei mir von Anfang im Verladetraining sind oder gerade angefangen haben. In gewissen Situationen auch als Pferdetrainer „Nein¨ zu sagen, musste ich anscheinend erst mit einem ordentlichen „Schubs¨ lernen. Auch wenn ich dafür schon oft unangebrachte Kommentare und böse Blicke ertragen musste, das ist mir mein Leben durchaus wert.

 

Für ein Pferd ist gerade das Verladetraining mental sehr sehr anstrengend, sodass hier schnell eine Grenze erreicht ist. Deshalb ist es wichtig, zu Hause im eigenen Stall mit Ruhe im einzelnen Training zu beginnen und nicht noch eben schnell nach dem Reitunterricht damit anzufangen.

 

Wenn Ihr mit eigenem Pferd zu uns auf den Hof kommen möchtet, seid Euch bitte sicher, dass das Verladen auch gut klappt und nehmt Euch im Zweifel eine zweite Person mit, die Euch helfen kann. Ist dies nicht der Fall, stehen Euch gerade für die Kurse meine Lehrpferde zur Verfügung, die sich auf die Einheit mit Euch freuen.