Anders machen und dazu lernen

Wenn ich in meiner Grip-Vollbesatzreithose und Westernboots im Stall auftauche, werde ich oft schief angeguckt. Das ist nicht schlimm, denn ich kann ja schief zurück gucken. Zum anderen erfordert das Pferdetraining ganz oft Einfallsreichtum, wenn manche Dinge nicht wie gewohnt funktionieren oder man mal etwas Neues ausprobiert.

 

Da wird die Brötchentüte an den Peitschenschlag geknotet, ein Schlagriemen beim Fahren aus Strohband gefertigt, die Longe zum Halsring umfunktioniert, mit Gummistiefeln im Springsattel geritten, der Sperriemen zum Kinnriemen gemacht, ein Bodenarbeitsseil zu Zügeln geknotet, das Putzzeug als Markierungspunkt hingelegt, auf dem Marktplatz geritten oder eine bissige Stute an den Ausgang gestellt, damit dort niemand mehr raus will. Es kommt auch vor, dass ein Dressurreiter auf einmal mit einem Knotenhalfter reitet und ein Westernreiter im starken Trab leichttrabt (OH MEIN GOTT!!!).

 

Diese Momente machen eigentlich das Spannende an meinem Job aus und sie zeigen uns allen, worum es wirklich geht. Was für Euch und Euer Pferd richtig ist, kann jedem anderen total egal sein. Wir nehmen das, was funktioniert und ich suche immer nach individuellen Lösungen in jedem einzelnen Training.

Natürlich sollten wir uns in der Pferdeausbildung schon an gewisse Maßstäbe halten. So reiten wir keine Seitengänge, bevor das Pferd mit Reiter nicht wenigstens geradeaus läuft. Und es geht auch niemand mit Halfter ins Gelände, wenn er sein Pferd schon auf dem Reitplatz nicht unter Kontrolle hat. Ich kann es mir auch nicht nehmen lassen, auf potenzielle Gefahren hinzuweisen, wenn ich sie in ähnlicher Weise schon einmal gesehen oder erfahren habe, was nicht heißt, dass sie passieren müssen. Aber vielleicht das eine Mal vor dem anderen zu machen oder auch verkehrt herum zu denken, hat bislang nicht geschadet.

 

So passiert es auch, dass meine Reitschüler etwas ganz anders machen, als ich selbst oder nicht auf meinen Rat hören und eine andere Lösung haben, die dann viel besser als meine eigene ist. Da staune ich dann nicht schlecht und freue mich über den Erfolg oder wir lachen darüber, wenn es in die Hose gegangen ist (beides schon vorgekommen). Das Pferd auf dem Themenbild meinte auch, dass das Poolnudel-Hindernis definitiv ein Weitsprung ist...

 

Wie auch immer, lasst Euch nicht von Euren Vorhaben, dem Aussehen oder Eurer Einstellung abbringen. Im schlimmsten Fall lernt Ihr etwas dazu und das kann ja wohl jeder verkraften, oder?