Paulchen kanns

Paul kam 2006 im Alter von 17 Jahren zu Allena und beendete damit seine Karriere als M-Spring-Männerpferd. Da war auch gut so, denn mit einer hochgradigen COPD und zwei einhergehenden Lungenspühlungen brauchte er ein paar Jahre, um wieder auf die Beine zu kommen. Er war sehr steif und ungelenkig, Seitengänge waren ein Fremdwort und das Reiten an sich empfand Allena als sehr anstrengend. Paul war triebig und schwer zu motivieren. Es musste also etwas passieren, damit er im Alter gesunderhaltend bewegt werden kann und muskulär wieder aufbaut.

 

So kam Allena dazu, sehr viel Bodenarbeit und Seitengänge in Pauls Training einzubringen und wir begegneten uns auf einem meiner Kurse. Seitdem begleite ich die beiden dabei, jedes Jahr noch einen drauf zu legen, denn Paul kann mittlerweile so ziemlich alles, wovon ein ambitionierter Freizeitreiter träumen kann.

Seitengänge im Traver und Renvers sind für Paul am Boden und aus dem Sattel zur Lieblingsübung geworden, auch wenn er diese nicht mehr in Lichtgeschwindigkeit ausführen kann. Wir arbeiten derzeit an einer Renver-Volte, die selbst für junge Pferde sehr anspruchsvoll ist und ein paar gute Piaff-Schritte haben wir auch aus ihm heraus bekommen. An guten Tagen galoppiert Paul sogar noch an der Longe oder unter dem Sattel und zeigt mit seinen mittlerweile 30 Jahren, dass Pferde auch noch im hohen Alter etwas dazu lernen können.

 

Das Geheimnis hinter seiner Gesundheit, ist die fortwährende, gymnastizierende und stärkende Arbeit. Damit aufzuhören, ist für viele alte Pferde fatal, denn wer rastet, der rostet. Die Muskulatur baut sich so schnell ab, dass es eigentlich fast unmöglich ist, sie wieder neu aufzubauen.

 

An Rente ist erstmal nicht zu denken, denn ein zweites Pferd kommt für Allena nicht in Frage, da sie beruflich sehr eingespannt ist. Da ist es wirklich angenehm, ein verlässliches Pferd zu haben, das nicht nur viel kann, sondern auch sehr ausgeglichen ist. Wenn Paul Pause hat, ist das in Ordnung und wenn es etwas zu tun gibt, freut er sich auch. Dabei geht er gerne ausgiebig im Gelände. Die Zunge weht dann lässig im Wind, denn die vorderen Schneidezähne im Oberkiefer sind 2015 entfernt worden. Heucobs als extra Mahlzeit sind seine heiß geliebte Begrüßung.

 

Übrigens betreiben die Pferde von Allena und Ihrer Freundin Weide-Hopping, sodass wir nie auf einem Reitplatz üben, sondern uns immer eine geeignete Stelle auf der Wiese suchen. Da die Wiesen eigentlich alle bergig sind, ist jegliches Training natürlich umso anspruchsvoller. Allena schwärmt regelmäßig davon, wie schön geschmeidig Paul nun ist, und, dass dies früher alles nicht möglich gewesen wäre. Wir haben wirklich eine Menge geschafft.

 

Tja, man muss eben erst einmal 30 Jahre alt werden, um so richtig los zu legen! Und damit ihm nicht langweilig wird, denken wir uns immer neue schwierige Aufgaben aus, die der alte Herr dann spielend leicht bewältigt.