Verladen

„Das Pferd muss auf den Anhänger!“. Keine andere Tatsache ich so alt, modern, präsent und immer wieder Thema, egal in welchem Stall. Und da sie im Notfall ein so großes Problem ist, bringt sie uns Besitzern eine Menge Kopfzerbrechen. Fangen wir vorne an.

 

Warum ist der Transport im Kasten auf Rollen für Pferde so schlimm?

 

Standet Ihr schon einmal auf einem Pferdehänger und seid darin gefahren? Auch wenn es nicht erlaubt ist, kann ich Euch raten, es einmal heimlich auszuprobieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr bereits nach fünf Minuten genug davon habt.

 

Neben der undifferenzierten Bewegung hat man überhaupt keine Verbindung zur Außenwelt. Es ist trotz Lampe und Fenstern relativ dunkel und bei nur 30km/h kommt es einem vor, als wäre man unglaublich schnell. Dazu ist es wirklich schwierig das Gleichgewicht zu halten, gerade in Kurven. Nun können wir Menschen aber reflektieren, dass dies nicht die „Wirklichkeit“ ist, uns dabei nichts passieren wird und es auch schnell vorbei ist.

 

Wenn man sich aber nur mal auf das Gefühl konzentriert und die Vernunft ausblendet, ist man da, wo das Pferd ist: Im Gefühl, im derzeitigen Moment. Sie wissen nicht, dass es keine Falle ist, aus der sie nicht entfliehen können und ihnen dabei nichts passieren wird. Wenn es dann noch Stress und übertriebenen Druck beim Verladen gibt, sagt das Pferd sowieso: NÖ!

 

Diese Einschätzung der Pferde finde ich absolut verständlich und deshalb liegt es an uns Menschen, ihnen zu zeigen, dass Anhänger fahren halbwegs angenehm sein kann.

 

Unsere Aufgabe als Besitzer ist es, dem Pferd eine Verlade-Ausbildung zu geben. Diese beginnt natürlich am Boden und beinhaltet als Basis Horsemanship und Positionsübungen, wie zum Beispiel das Schicken über etwas hinüber oder auf etwas hinauf. Erst dann gehen wir an den Anhänger selbst.

 

Hier wird sofort sichtbar, ob das Pferd seinen Besitzer als Leittier anerkennt und ob dieser auch in der Lage ist, sein Pferd in einer schwierigen Situation gut zu führen. Wir möchten etwas von unserem Pferd, also müssen wir ihm (immer wieder) die Fragen beantworten: Bist du ein guter Chef? Weist du auf jede Situation eine Antwort? Hast du bei Gefahr einen Plan? Hältst du auch daran fest oder wirst du dir unsicher?

 

Da jedes Pferd anders ist, vielleicht schon eine schlechte Erfahrung mit dem Verladen gemacht hat und es auch zu heiklen Situationen kommen kann, ist es wichtig, sich diesem Thema zu widmen. Nur so können (neue) Fehler vermieden werden. Die Vorarbeit zahlt sich aus, sofern wir an unserem Plan festhalten und im besten Fall schon vorher wissen, was das Pferd als nächstes tun wird und darauf reagieren können.

Wichtig ist aber auch, in kleinen Schritten vorzugehen. Es muss nicht gleich beim ersten Mal die Klappe zu gemacht werden (auch wenn das immer noch viele Menschen glauben). Schließlich möchten wir ja, dass das Pferd gerne am Hänger arbeitet und nicht überfordert ist. Jedes Pferd hat sein eigenes Tempo und das sollte man auch berücksichtigen. Manche Pferde überwinden sich im ersten Training überhaupt erst bis zur Klappe, wohingegen andere schon ein paar Schritte auf den Anhänger gehen.

 

Die Variante, bei der das Pferd von uns auf den Anhänger geschickt wird, ist eine der ungefährlichsten, aber auch anspruchsvollsten. Der große Vorteil darin ist zunächst, dass ich im Endergebniss neben der Rampe stehe und das Pferd zum Beispiel auf die linke Seite schicke. Dann harke ich die Stange ein, mache die Klappe zu und gehe nach vorne, um das Pferd anzubinden und es zu loben. Hierbei muss das Pferd aber schon gelernt haben, dass es sich nur auf Kommando rein oder raus bewegt und sich vorne nicht versucht zu drehen.

 

Ich als Mensch komme bei dieser Variante nicht in die Gefahr, vor der Bruststange eingeklemmt zu werden wenn ich vorgehe, oder über die Stange zu fliegen, wenn das Pferd fluchtartig bei ausgeharkter Stange den Anhänger verlässt und ich nicht schnell genug unter der Stange her komme.

 

Ist die Technik und der Ablauf klar, fährt man eine kleine Runde „Gassi“ und steigert die Länge der Fahrt jedes Mal ein wenig. Das Pferd soll lernen: Ich bekomme eine Aufgabe, die ich schaffe, weil ich darauf vertrauen kann, dass jemand merkt, wenn ich an meine Grenze komme.

 

Pferde, die mit dem Verladen und Fahren ein Problem haben, es aber bei regelmäßigen Training brav machen, müssen kontinuierlich daran erinnert werden, dass Anhänger fahren gar nicht so schlimm ist. Das bedeutet, dass man zum Beispiel jeden Monat einmal oder alle paar Wochen verladen muss. Genauso, wie die Springreiter Dressur reiten müssen, damit es im Parcours gut läuft.

 

Trotz dessen gibt es noch immer Menschen, die nicht erkennen, dass Verladetraining genauso ein Trainingsbereich ist, wie alle anderen Themen auch und ihr Pferd mit Gewalt, Druck und absolutem Unverständnis auf den Anhänger zwingen. Das ist sehr schade, denn es gibt ein einfaches Konzept, das leicht zu verstehen ist und welches auch für Jeden umsetzbar ist. Gerne helfe ich Euch beim Verladen, wenn Ihr einen eigenen Anhänger zur Verfügung habt. Vor Ort können wir an mein Auto ankuppeln und somit auch das Fahren üben.

 

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