Ohne Lob - ohne mich!

Was für mich völlig selbstverständlich ist, ist die Atmosphäre im Unterricht mit meiner Kundschaft. Ich möchte, dass sie positiv ist und Freiraum für uns Menschen und das Pferd bietet. Sie soll motivieren, den Reitern Sicherheit geben und vertrauensvoll sein, damit sich Pferd und Mensch entwickeln können.

 

Wenn ich neue Kunden mit ihren Pferden begrüße, erzählen diese mir oft, dass ihr Unterricht früher und manchmal auch heute noch sehr streng war und es wenig nette Worte gab. Diskriminierungen zum Thema Pferd, reiterliche Fähigkeiten und letztendlich auch persönliche Angriffe, galt es „hinzunehmen“. Und auch heute gibt es noch Unterrichte, die mehr der verbalen Herabsetzung des hilfesuchenden Reitschülers dienen, als Pferd und Mensch zu helfen. Getreu dem Motto: „Keine Kritik ist Lob genug.“

 

Auch in unserer Ponyschule erzählen uns die Kinder, dass sie auf Reiterhöfen mehrfach vom gleichen Pferd an der gleichen Stelle herunterfallen und dafür sogar schuldig gesprochen werden. Es gibt weder Trost noch Verständnis. Manche Kinder fallen weitere 10 Male, bis sie Angst vorm Pferd haben, andere sind früher traumatisiert und möchten nicht mehr reiten.

 

Zu all diesen Situationen gilt für uns aus Sicht des Trainingsstalls und der Ponyschule schlicht nur zu sagen: „Das geht gar nicht!“

 

Es hat nichts damit zu tun, dass wir „Blümchenunterricht“ machen. Meine langjährigen Reitschüler wissen, dass ich sehr viel Wert darauf lege, nichts in Watte zu packen, ordentlich und genau zu arbeiten. Und natürlich ist man sich auch nicht immer einig, weshalb verschiedene Situationen und Zusammenhänge diskutiert werden.

 

Ich lasse mich immer auf sehr viel ein, denn der Besitzer kennt sein Pferd am besten. Aber wenn dessen Überzeugung in meinen Augen schädlich ist, dann tue ich dies auch deutlich kund und bleibe standhaft, beziehungsweise erkläre die Notwendigkeit, die Trainingsmethode zu verändern. Selbst wenn es nicht passt – dann ist es auch nicht schlimm. Es gehört dazu und ist ganz normal!

 

Unterricht im Pferdebereich sollte niveauvoll, kompetent und frei sein.

 

Wir geben den Pferden und Kunden in den Stunden Raum ihre Schwächen und Stärken zu zeigen, sich Neuem zu widmen und Fehler zu machen.

 

Und das geht am ehesten, wenn man das Gute fokussiert, denn, mal ehrlich: Die meisten Unterrichtsstunden ergeben sich, weil der Pferdebesitzer Hilfe braucht, etwas nicht funktioniert oder man an seinen Schwächen arbeiten möchte. Wozu sollte man die Fehler noch roter anmalen, wenn sie doch sowieso schon da sind und bereits erkennt wurden? Das macht für mich keinen Sinn und hat auch nichts mit Professionalität zu tun.

 

 

Deshalb gibt es in meinem Unterricht viel Lob und positive Unterstützung, die Euch mental stärken. Ich sage Euch aber auch ganz klar, dass sich nichts ändern kann, wenn ihr nichts ändert und an euren Themen arbeitet. Ihr seid eigenverantwortlich für Euch und Euer Pferd – machen müsst ihr es selbst! Aber aushalten müsst ihr unangebrachte und überhebliche Kritik auf gar keinen Fall!