Wenn's klemmt

In unserem Alltag arbeiten wir mit sehr vielen Pferden, die Befunde und Einschränkungen haben und versuchen im Training, diese Pferde auf individuelle Art gesund zu erhalten und „nutzbar“ zu machen. Dass hier deshalb vieles nicht „normal“ aussieht, ist für uns alltäglich. Unser derzeitiges, achtjähriges Berittpferd ist dafür aber eigentlich kein Kandidat.

 

Wenn die Pferde ins Training kommen, verändert sich nicht nur ihr Umfeld, sondern meist auch die Intensität im Vergleich zum Umfang, mit dem es vorher trainiert wurde. Die Muskulatur baut sich um und auf, die Psyche wird stärker gefordert und lernt dazu, der ganze Körper verändert sich. Deshalb passiert es oft, dass die Schwächen der Pferde – egal ob schon mit bekanntem Befund oder „gesund“ - zum Vorschein kommen.

 

In unserem Fall ist der Haflingerwallach seit Sommer bei uns zur Grundausbildung. Schon in der Vorarbeit mit der Besitzerin fiel hin und wieder eine leichte Taktunreinheit auf, die im Training mit Gymnastik und gutem Aufwärmen aber unauffälliger wurde.

 

Als es dann aber vermehrt um die Arbeit unter dem Sattel ging, wurde der Haflinger wehrig, was sich täglich steigerte. Im Training probierten wir einiges aus, um ihm zu helfen: Andere Sättel, mehr aufwärmen, ein paar Schritte im Training zurück, Physiotherapie, Akupunktur...

 

Es wurde nicht besser und ich hatte beim Reiten zunehmend diverse Situationen in denen ich aufgrund meiner Erfahrung und meines Gefühls dachte: Irgendwas stimmt nicht.

 

 

Also sagte ich der Besitzerin, dass wir eine Lahmheitsdiagnostik machen müssen, da ich dem Pferd gegenüber fair bleiben möchte und ich mir nicht vorstellen konnte, dass sogar ein gestandener Haflinger eine derartige Gegenwehr über längere Zeit aus reiner Unlust durchzieht.

 

In der Tierklinik schilderte ich dem Arzt meine Beobachtungen und Vermutungen. Nach Beugeproben, Röntgen und Ultraschallaufnahmen war klar: Ich habe es mir nicht eingebildet.

 

Maitano hat einen Fesselträgerursprungsschaden mit Beteiligung der Kollateralbänder bis ins Hufbein vorne links. Dazu kommt eine Kniearthritis auf der Diagonalen hinten rechts.

 

Wer den Pferdesport ausüben möchte, der muss sich auch auf den Ernstfall und die damit verbundenen Behandlungskosten einstellen. Die Besitzerin entschied sich für eine Eigenbluttherapie, welche den Start für eine Reihe anderer Maßnahmen darstellt.

 

Es ist gut, wenn man mit Profis arbeiten kann, die ihr Handwerk verstehen und zusammen arbeiten können.

 

Zusammenarbeiten im Pferdesport? Ja, natürlich – was denn sonst?

 

Trainer, Hufschmied, Tierarzt, Ostheo, Physio, Futtermittel – alle müssen zur Behandlung an einem Strang ziehen, um dem Pferd die besten Heilungschancen zu geben.

 

Den Anfang machte Martin, der dem Haflinger einen individuellen Hufbeschlag anfertigte. Genau auf die Befunde angepasst, bekommt das Pferd nun Entlastung und Unterstützung zugleich. Damit können wir zunächst nach dem Bewegungsplan arbeiten, den wir von der Tierklinik bekommen haben. Anhand der Röntgen- und Ultraschallbilder wissen auch Ostheopath und Physiotherapeuten, was in den nächsten Wochen zu tun ist.

 

 

Ohne ein gutes Netzwerk an Dienstleistern im Pferdesport geht nichts! Vor allem aber, muss der Besitzer Vertrauen in unsere Erfahrung und Arbeit haben, damit wir alle Raum haben, unseren Job auch wirklich gut machen zu können. Auch wenn es natürlich keine schöne Diagnose ist, so können wir trotzdem „froh“ sein, dass der Befund sofort erkannt und behandelt wird und die Besitzerin alles daran setzt, das Beste möglich zu machen.